Auf dem Weg zu einer resilienten Region – Ansprache des WHO-Regionaldirektors für Europa auf der 73. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa

25 October 2023
Aussage
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Sehr geehrte Präsidentin des Regionalkomitees, meine gute Freundin Ministerin Azhar Giniyat, mein großer Bruder, Dr. Tedros, sehr geehrte Ministerinnen und Minister, meine Damen und Herren! 


Welch eine Freude, Sie alle persönlich wiederzusehen, ein Jahr nach dem formidablen Regionalkomitee in Tel Aviv in Israel. Zunächst möchte ich ein großes Dankeschön aussprechen, toda raba, insbesondere an meinen Freund Dr. Ashi Salomon, den Mann, der alles arrangiert hat, von der großen Vision bis hin zum kleinsten Transportdetail.  

Ich habe keine Zweifel, dass das diesjährige Regionalkomitee so denkwürdig werden wird wie letztes Jahr. Es findet in dem Land statt, in dem vor 45 Jahren die wichtigsten Seiten in der Geschichte der WHO und der öffentlichen Gesundheit der Gegenwart geschrieben wurden, die Erklärung von Alma-Ata über die primäre Gesundheitsversorgung. 

Und es gibt noch viel mehr zu feiern. Wir begehen auch den 5. Jahrestag der Erklärung von Astana über die primäre Gesundheitsversorgung, den 15. Jahrestag der Charta von Tallinn über Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand, 25 Jahre Europäisches Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik und natürlich den 75. Jahrestag der Gründung unserer Organisation, der Weltgesundheitsorganisation. Im vergangenen Jahr haben wir zentrale historische Momente für die Verbesserung von Gesundheit und Gesundheitssystemen in der Europäischen Region und darüber hinaus begangen. 

Doch leider war 2023 auch ein Jahr, in dem unsere Region nach wie vor von Gesundheitskrisen gebeutelt war: einem verheerenden Krieg in der Ukraine, dem mittlerweile mehr als 1700 Kinder zum Opfer gefallen sind, zwei schweren Erdbeben in der Türkei, einer Massenbewegung der Bevölkerung von Karabach nach Armenien, erschwert durch eine Explosion in einem Treibstofflager, bei der viele Menschen Verbrennungen erlitten und wo wir umgehend Hilfe leisteten, und nun viele Hunderte Kinder, die im Krieg in Israel und Gaza getötet werden.

Ebenso wie Dr. Tedros verurteilen wir bei WHO/Europa die entsetzlichen, ungerechtfertigten Angriffe der Hamas auf das unschuldige Volk Israels auf das Schärfste. Wir fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln, die nach Gaza gebracht wurden, unter denen viele ältere Menschen und Kinder sind, die medizinisch versorgt werden müssen. Wir fordern alle Parteien auf, gemäß den Regeln des humanitären Völkerrechts zu handeln und dabei insbesondere die Bürger und das Gesundheitspersonal zu schützen.

Liebe Freunde, die Europäische Region der WHO ist nicht länger die katastrophenresiliente Region, für die wir sie immer gehalten haben. Ja, wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt: aus der COVID-19-Pandemie, aus der erfolgreichen Kontrolle von Mpox und Fortschritten hin zu ihrer Eliminierung, aus der raschen Eindämmung der Polio-Ausbrüche dank des politischen Engagements der Regierungen Tadschikistans, Israels und der Ukraine – doch wir dürfen in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen.

Viele Mitgliedstaaten haben uns dazu aufgefordert, als Antwort auf die Permakrise auf mehr Resilienz hinzuarbeiten. Resilienz bedeutet, gestärkt aus einer Krise hervorzugehen, und das Programm des Regionalkomitees passt gut zu dieser Vision, da es auf dem zweigleisigen Ansatz aufbaut, den ich im letzten Jahr in Tel Aviv angemahnt habe. Ich erkenne drei Säulen einer resilienten Europäischen Region der WHO, was auch der Titel meiner heutigen jährlichen Ansprache an Sie ist: 
  1. resiliente Organisationsführung
  2. resiliente Gesundheitssysteme
  3. resiliente Menschen. 
Ich werde Ihnen nun diese drei Säulen näher erläutern. 

Resiliente Organisationsführung

Die erste Säule ist resiliente Organisationsführung. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir eine partizipatorische Organisationsführung betreiben, die auf globale Prozesse abgestimmt ist und die letztlich auf eine resiliente WHO hinarbeitet. 

Beginnen wir mit der partizipatorischen Organisationsführung. Bei den Tagungen der leitenden Organe der WHO haben viele von Ihnen, den Mitgliedstaaten, den Wunsch geäußert, Ihre Rolle als Souveräne der WHO auszuüben und noch stärker partizipatorisch tätig zu werden. 

Ich selbst haben diesen Wunsch von Beginn meiner Amtszeit an geteilt. Ich bin der Überzeugung, dass die WHO ihren Auftrag nur ausführen kann, wenn sie die realen und sich kontinuierlich verändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Mitgliedstaaten berücksichtigt. Durch eine partizipatorische Organisationsführung wird das Vertrauen der Mitgliedstaaten gestärkt, werden Transparenz und Rechenschaft gewährleistet, und, was besonders wichtig ist, werden die enormen Erfahrungen aller Mitgliedstaaten genutzt, um die regionsweiten Konzepte der WHO voranzutreiben.

Ich möchte an dieser Stelle Prof. Marat Shoranov, dem Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC), Anna Wechsberg, der Stellvertretenden Vorsitzenden des SCRC, und allen SCRC-Mitgliedern ganz herzlich für ihre starke Unterstützung bei der Umsetzung zahlreicher Initiativen zur Stärkung der partizipatorischen Organisationsführung seit Tel Aviv danken. Hier nur einige Beispiele: 
  • Wir haben eine extern durchgeführte Bestandsaufnahme der Organisationsführung bei WHO/Europa in Auftrag gegeben, in die auch die Mitgliedstaaten und nichtstaatliche Akteure einbezogen wurden.
  • Wir haben Veränderungen am Programm für das Regionalkomitee in diesem Jahr vorgenommen, insbesondere, indem wir die Themenbereiche Organisationsführung, Haushalt und Management auf den zweiten Tag verschoben haben, damit wir ausreichend Zeit für Debatten haben.
  • Wir haben zahlreiche Anstrengungen unternommen, um die Zahl der Informationsveranstaltungen für Mitgliedstaaten, sowohl in virtueller Form als auch im Präsenzformat, auch während den Tagungen der leitenden Organe in Genf, drastisch zu erhöhen.
Wir sollten auch nicht vergessen, dass wir zwei außerordentliche Tagungen des Regionalkomitees unter juristisch wasserdichten Bedingungen abgehalten haben. Ich möchte an dieser Stelle Egle Granziera aus dem WHO-Hauptbüro für ihre enorme Unterstützung danken. 

Zwischen den Tagungen der leitenden Organe halte ich sowohl den SCRC als auch die Exekutivratsmitglieder aus der Europäischen Region immer über als Notlagen eingestufte Situationen und meine eigenen Ländermissionen auf dem Laufenden. 

Auf Ihren Wunsch haben wir intensiv daran gearbeitet, das Verfahren für die Wahlen und Nominierungen noch transparenter und vorhersehbarer zu machen, und wir haben viel Mühe auf eine bessere Abstimmung zwischen den Hauptstädten und den Ständigen Vertretungen in Genf verwendet. 

An dieser Stelle möchte ich Gabrielle Jacob meinen Dank aussprechen, die ihre neue Aufgabe als Regionalbeauftragte für Organisationsführung übernommen hat, und auch unserem Freund Willy Palm gilt mein herzlicher Dank, denn er hat in den letzten drei Jahren im Bereich Organisationsführung hervorragende Arbeit geleistet. Ich habe Herrn Palm gebeten, nun vorübergehend unser Vertretungsbüro der WHO in Brüssel im Kontext der Präsidentschaften der Europäischen Union (EU) zu unterstützen.

Letztendlich sind für mich meine Ländermissionen der beste Weg, um die partizipatorische Arbeitsweise im Bereich der Organisationsführung bei WHO/Europa zu verbessern. Seit der Tagung in Tel Aviv im letzten Jahr habe ich 33 Ländermissionen durchgeführt, die mir die einzigartige Möglichkeit boten, unmittelbar mit Gesundheitsministern, hochrangigen Gesundheitsbeamten, all Ihnen, Patienten und der Zivilgesellschaft zu interagieren. Ich muss sagen, dass ich Ehrfurcht habe vor all Ihren Gesundheitsfachkräften, die unter wirklich schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten.

Das zweite Merkmal einer resilienten Organisationsführung ist die Abstimmung mit den globalen Prozessen. Eine erste Dimension der Abstimmung, die sich für mich ergibt, ist die Abstimmung mit der Tagesordnung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, um als ein System zu arbeiten. Jenem Generalsekretär, der erst kürzlich den Gipfel zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) abhielt, in dessen Rahmen sich die Gipfelteilnehmer darum bemühten, der Verwirklichung der SDG neue Impulse zu verleihen. 

Inwiefern haben wir als Region dazu beigetragen und uns um entsprechende Abstimmung bemüht? Ein Beispiel: Im März veranstalteten wir zum ersten Mal das Hochrangige Forum von WHO/Europa zum Thema Gesundheit in der Ökonomie des Wohlergehens, das von niemand anderem als der Ministerpräsidentin von Island, unserer guten Freundin Katrín Jakobsdóttir, eröffnet wurde, die in einer äußerst inspirierenden Ansprache deutlich machte, dass es mit hochrangigem politischen Engagement, einem gesamtstaatlichen Ansatz, sozialer Partizipation und neuen finanzpolitischen Strategien und Metriken möglich ist, eine Ökonomie zu gestalten, die über reine Vorteile hinausgeht und die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen in einer Gesellschaft fördert.

Wir dürfen nicht vergessen, dass 81 % der Bürger in der Europäischen Region der Ansicht sind, dass der Abbau von Benachteiligungen ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen sollte. Vertrauen wird aufgebaut, wenn gewöhnliche Menschen den konkreten Nutzen von Handlungskonzepten spüren, die darauf ausgelegt sind, ihr Leben und ihre Existenzgrundlage zu schützen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir Gesellschaften ohne soziale Ausgrenzung aufbauen wollen, die von Gesundheit geprägt sind. 

Ich selbst hatte die einzigartige Chance zu erleben, wie eine Ökonomie des Wohlergehens funktioniert, als ich von der Ministerpräsidentin ins magische Island nach Reykjavik eingeladen wurde. Dort hatte ich Gelegenheit, mit der isländischen Bevölkerung, der Ministerpräsidentin, meinem guten Sportsfreund, dem Gesundheitsminister Willum Þór Þórsson, und dem Außenminister Bjarni Benediktsson zu sprechen, die mir geduldig Islands Erfahrungen mit einer finanzpolitischen Strategie zugunsten einer Ökonomie des Wohlergehens erklärten und mir versprachen, mit uns gemeinsam im nächsten Jahr nach Davos zu fahren.

Können Sie sich vorstellen, wie stolz wir vor einem Monat waren, als die Ministerpräsidentin sich mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen traf und ihm von unserer Pionierarbeit berichtete und ihn in unsere Region einlud, um am zweiten Hochrangigen Forum von WHO/Europa zum Thema Gesundheit in der Ökonomie des Wohlergehens teilzunehmen?

Die zweite Dimension der Abstimmung ist natürlich die Abstimmung mit den globalen Konzepten der WHO. Wir sind gegenwärtig intensiv darum bemüht, einen starken paneuropäischen Beitrag zur 28. Klimakonferenz der Vereinten Nationen zu leisten, in deren Rahmen am 3. Dezember in Dubai erstmals ein ganzer Tag dem Thema Gesundheit gewidmet werden soll. Ich möchte Sie alle bitten, diesen Gesundheitstag zu unterstützen, denn es war unsere Region, die durch die historische Erklärung von Budapest zu der vom Verlust der biologischen Vielfalt, vom Klimawandel und von der Umweltverschmutzung ausgehenden dreifachen Krise im Rahmen der Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit neue politische Verpflichtungen im Bereich Umwelt und Gesundheit aushandelte. 

Und die Schirmherrin der Konferenz war niemand andere als die ungarische Präsidentin Katalin Novák. Mein herzlicher Dank – köszönöm – gilt an dieser Stelle dem Innenminister, Sándor Pintér, dem Staatssekretär für Gesundheit, Peter Takács, dem Energieminister, Csaba Lantos, der uns die ganze Zeit begleitet hat, und natürlich meinem guten Freund, dem Außenminister Péter Szijjártó. 

Während der Konferenz sind wir zudem mit gutem Beispiel vorangegangen. Ich erinnere mich noch, dass der Energieminister Csaba Lantos ein großartiges Mittagessen der Minister ausrichtete. Es war vegan, und er sah mich an und sagte: „Dr. Kluge, meine Kinder werden mir niemals glauben, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ungarisches Gulasch ohne Fleischklößchen esse.“

Die dritte Dimension der Abstimmung betrifft die, wie ich es bezeichne, regionsübergreifende Kooperation: die Stärkung von Einheit und interner Kohärenz innerhalb der WHO. Im März habe ich zusammen mit dem WHO-Regionaldirektor für den Östlichen Mittelmeerraum, Dr. Ahmed Al-Mandhari, und der WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Dr. Matshidiso Moeti, die zweite Hochrangige regionenübergreifende Tagung der WHO zum Thema Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in Sharm El Sheikh (Ägypten) ausgerichtet. Die erste Tagung fand im letzten Jahr in Istanbul statt, und im nächsten Jahr wird Dr. Moeti eine dritte Tagung in der Region Afrika ausrichten. 

Vier Monate später richteten wir in unserer Region eine länderübergreifende Plattform für den Austausch innovativer Praktiken zwischen sieben Nachbarländern ein, die Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen haben. Dies erfolgte auf Initiative des slowakischen Botschafters für globale Gesundheitspolitik, meinem guten Freund Prof. Jozef Šuvada. Vielen Dank, dass Sie diese Innovation vorangetrieben haben. 

Viele von Ihnen wissen, welche engen Verbindungen ich zur Region Südostasien habe, seit ich dort in Myanmar und der Demokratischen Volksrepublik Korea gearbeitet habe. Daher war ich hoch erfreut, als mich die WHO-Regionaldirektorin für Südostasien, Dr. Poonam Singh, zusammen mit Dr. Tedros im August nach Gandhinagar im indischen Bundesstaat Gujarat zur Ministerkonferenz zur Beendigung der Tuberkulose einlud, die den Weg für eine strategische Partnerschaft zwischen Behörden für Tuberkulose und multiresistente Tuberkulose bereitete.

Darüber hinaus haben wir uns bei dem Thema digitale Lösungen für eine rapide alternde Bevölkerung mit der WHO-Region Westlicher Pazifikraum zusammengetan. Im März unterzeichneten der Direktor der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, Dr. Jarbas Barbosa da Silva Jr., die Stellvertretende Sekretärin für globale Angelegenheiten im Ministerium für Gesundheit und Soziales der Vereinigten Staaten, Loyce Pace, und ich eine Vereinbarung für eine neue transatlantische Partnerschaft, um die globalen Gesundheitssysteme zu stärken und einige innovative Arbeitsfelder in unsere Arbeit aufzunehmen, wie etwa die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft der Inuit in der Arktis. Wir sollten nicht vergessen, dass unsere Region den Großteil der Arktis umfasst, und darauf sollten wir stolz sein.

Aus diesem Grund war ich voller Demut, der erste Regionaldirektor in der Geschichte zu sein, der eine Mission nach Grönland unternahm. Diese habe ich zusammen mit Dr. Søren Brostrøm unternommen, der zu diesem Zeitpunkt der Generaldirektor der dänischen Gesundheitsbehörde war, und dem ich ganz herzlich für seine Unterstützung und die Unterstützung Dänemarks für meine Mission danken möchte. Ich hege eine tiefempfundene Bewunderung für die Gesundheitsministerin Grönlands, Mimi Karlsen, und Dr. Nike Berthelsen, die Leiterin der Gesundheitsbehörde, für ihre Führungsarbeit während der COVID-19-Pandemie sowie für unsere Kameradschaft. 

Nach vielen Stunden, die wir durch Eisschollen gesegelt waren, um in ein Fischerdorf zu gelangen, trafen wir Aka, eine von vielen unbesungenen Helden der primären Gesundheitsversorgung, die ihrer Gemeinschaft mit Einfühlungsvermögen und selbst erlernten Fachkenntnissen – denn sie ist die Hälfte ihrer Zeit als Gesundheitsassistentin und die andere Hälfte als Bootsmechanikerin tätig – sowie mit Telemedizin dient, womit sie buchstäblich Leben rettet in Grönland. 

Liebe Freundinnen und Freunde, diese regionsübergreifende Dimension macht unsere Länder zu Hause stärker und im Ausland sichtbarer, und sie ist eine großartige Plattform in der Zeit nach der Pandemie, um gemeinsam auf die Verwirklichung der gesundheitlichen Chancengleichheit weltweit hinzuarbeiten, u. a. bei der Finanzierung vor dem Hintergrund des Klimawandels und dem Technologietransfer im Impfwesen.

Eine Sache, die ich während der COVID-19-Pandemie gelernt habe, ist, dass der traditionelle Humanitarismus zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden nicht mehr funktioniert, und dass wir noch viel von Regionen mit niedrigerem Volkseinkommen zu lernen haben, nicht zuletzt im Bereich der gemeindenahen Versorgung. 

Das dritte Element der resilienten Organisationsführung sind Sie, meine Souveräne, denn Sie wollen eine resiliente WHO, eine WHO, die gestärkt aus einer Krise hervorgeht. Damit ist eine WHO gemeint, die bevollmächtigt, gut finanziert, flexibel und auf die Länder fokussiert ist und die letztlich wissenschaftsorientiert ist.

Zunächst einmal müssen wir bevollmächtigt sein. Wir sind nur so stark wie die Zähne, die Sie uns geben. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen allen ganz herzlich dafür danken, dass Sie mir seit meinem Amtsantritt meine Treffen mit 40 Staats- und Regierungschefs ermöglicht haben, was besonders nach dem Ende der Pandemie von Bedeutung war, angesichts einer Lebenshaltungskostenkrise, einer Energiekrise und dem hohen Druck auf die Gesundheitsetats der Länder. Die WHO steht Ihnen, den Staatschefs und Ministerpräsidenten, zur Seite, um das Thema Gesundheit und das Gesundheitspersonal ganz oben auf der politischen Tagesordnung zu halten.

Ich möchte dies anhand einer Begebenheit aus der Geschichte von WHO/Europa erläutern. Vor Kurzem lud der Präsident von Tadschikistan, Seine Exzellenz Emomali Rahmon, WHO/Europa erstmals zur Jahrestagung der fünf zentralasiatischen Präsidenten, der C5, ein. Zum ersten Mal gelang es uns, einen zentralasiatischen Fahrplan für Gesundheit und Wohlbefinden anzunehmen, der nun den Führungskräften aus dem Gesundheitsbereich in allen fünf zentralasiatischen Ländern ungemein zu Handlungsfähigkeit verhilft.
 
Vielen Dank an Sie, Ihre Exzellenz Emomali Rahmon. Danke auch an den Präsidenten von Kirgisistan, Seine Exzellenz Sadyr Dschaparow, den Präsidenten unseres wunderschönen Gastlandes Kasachstan, Seine Exzellenz Kassim-Schomart Tokajew, den Präsidenten von Usbekistan, Seine Exzellenz Shavkat Mirziyoyev, und den Präsidenten von Turkmenistan, Seine Exzellenz Serdar Berdimuhamedow. 

Sie sehen, dass auch der Präsident von Aserbaidschan, Seine Exzellenz Ilham Aliyev, eingeladen war. Bei dem Fahrplan geht es um die Stärkung der Internationalen Gesundheitsvorschriften, ein Zentralasien frei von Tuberkulose, den Bereich Umwelt und Gesundheit rund um den Aralsee, der äußerst wichtig ist, den einheitlichen Gesundheitsansatz und nichtübertragbare Krankheiten. 

Monatelang haben wir darauf hingearbeitet, doch ehrlich gesagt gebührt der Verdienst allein den fünf Gesundheitsministern – Dr. Azhar Giniyat, die von Beginn an eine große Unterstützerin war, meinen Freund aus Kirgisistan, den Gesundheitsminister Dr. Alimkadir Beishenaliev, der uns ebenfalls stark unterstützt hat, und natürlich meinen Bruder aus Tadschikistan, den Minister für Gesundheit und soziale Sicherheit, Dr. Jamoliddin Abdullo Abdullozoda, meinen Bruder aus Turkmenistan, den Minister für Gesundheit und die pharmazeutische Industrie, Dr. Atageldi Germanov, und zu guter Letzt natürlich meinen Bruder aus Usbekistan, Dr. Amrillo Inoyatov. 

Ein Lob an alle. Zentralasien, meine Freunde, ist einer der wenigen Bewerber um den Pandemiefonds für den einheitlichen Gesundheitsansatz, und er wurde ihnen zugesprochen. Zusammen mit der Weltbank haben wir dies vehement unterstützt. Ich möchte dem Stellvertretenden Generaldirektor der Abteilung Allgemeine Gesundheitsversorgung und Lebensverlaufansatz, Bruce Aylward, danken, der heute hier bei uns ist und der diesen Vorschlag von Beginn an stark unterstützt hat. 

An zweiter Stelle steht die nachhaltige und vorhersehbare Finanzierung von WHO/Europa. In den letzten vier Jahren verzeichneten wir eine Erhöhung der Ressourcen von WHO/Europa um fast das Dreifache, von 365 Mio. US-$ auf 991 Mio. US-$ – also fast 1 Mrd. US-$.

Diese beispiellose Erhöhung zeigt den Bedarf in dieser Region für normative fachliche Arbeit in Reaktion auf Notlagen und natürlich eine starke Rückendeckung für das Europäische Arbeitsprogramm auf. Ich möchte Ihnen allen, den Ländern, meinen Dank aussprechen, dass Sie uns dabei geholfen haben, diese Finanzgrundlage zu erhöhen und, was noch wichtiger ist, zu diversifizieren. Im Übrigen war dies mein Wahlkampfversprechen an Sie vor vier Jahren: eine saubere finanzielle Bilanz vorzuweisen.

Am Ende jedes Haushaltszeitraums gab es bei WHO/Europa einen historischen Trend: wir beendeten das Biennium mit Schulden und mussten um ein Darlehen bitten. Nun haben wir den zweiten Haushaltszeitraum in Folge eine saubere finanzielle Bilanz und müssen nicht um ein Rettungspaket bitten. Ohne Ihr Vertrauen hätte ich das niemals erreichen können. Ich war mir immer sicher, dass Sie mir den Rücken stärken, und ich hätte es ohne die unglaubliche Hingabe der Bediensteten von WHO/Europa niemals schaffen können. Ich bin unglaublich stolz auf sie, und auf meine Beziehung zur Personalvereinigung. Insbesondere möchte ich der Präsidentin Anita Stefin für unsere monatlichen freimütigen, offenen und freundlichen Gespräche danken. 

Mein besonderer Dank gilt auch Deutschland für die großartige finanzielle Unterstützung der WHO, sowie der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika. Zudem haben wir uns einige neue Quellen erschlossen, so etwa Novo Nordisk, die Islamische Entwicklungsbank und die Asien-Europa-Stiftung mit Japan. 

Ein besonders großes Dankeschön gebührt auch Dr. Mina Gaga, der griechischen Gesundheitsbeauftragten des Ministerpräsidenten im Ministerrang, und dem griechischen Ministerpräsidenten, meinem guten Freund Kyriakos Mitsotakis, der unser Programm für die psychische Gesundheit von Jugendlichen sowie den äußerst wichtigen Bereich Versorgungsqualität enorm unterstützt. 

Meine Bitte an Sie, liebe Delegierte, ist es, Dr. Tedros und uns alle im nächsten Jahr während der Investitionsrunde im November zu unterstützen.

Als dritter Punkt ist anzuführen, dass wir flexibel sein und unseren Fokus auf die Länder richten müssen. Die großen Notlagen, mit denen wir seit 2020 zu kämpfen haben, stellten eine unmittelbare, exponentielle Veränderung dar, die sich auf sämtliche Geschäftsabläufe von WHO/Europa auswirkte. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 43 %, in erster Linie infolge eines Zuwachses um 87 % in den Länderbüros. Wie mein großer Bruder, Dr. Tedros, bereits sagte, haben wir das erste Mal in der Geschichte Parität erreicht: 50 % der Beschäftigten arbeiten in Kopenhagen, 50 % in den Länderbüros. Dies ist eine Folge des Europäischen Arbeitsprogramms, in das Sie zu Beginn meiner Amtszeit Ihr Vertrauen gesteckt haben. 

Trotz der abrupten Erweiterung waren wir in der Lage, sowohl die geschlechtsbezogene als auch die geografische Verteilung aufrechtzuerhalten: 55 % unserer Belegschaft sind Frauen, und wir haben 83 Nationalitäten. Kein anderes größeres Büro der WHO kann dies vorweisen. Meine Freunde, ich möchte Ihnen versichern, dass Diversität bei WHO/Europa nicht nur eine Worthülse ist. 

Eine meiner ersten Initiativen war die Umsetzung eines Projekts zur Automatisierung von Geschäftsabläufen, denn ich erbte ein Büro, das vollständig papierbasiert war. Wir haben es fast geschafft, belegt durch die Tatsache, dass das WHO-Regionalbüro für Afrika nun unser System übernimmt. 

Wir haben auch eine Zeit mit einer beispiellosen Zahl von Angriffen auf unsere Informationstechnologie-Infrastruktur erlebt, die wir bisher – toitoitoi – abwehren konnten, indem wir 100 % der von den Prüfern festgestellten Schwachstellen im Bereich Cybersicherheit geschlossen haben. Es gab einen Bereich bei den Geschäftsabläufen, der für WHO/Europa recht neu war: das Beschaffungswesen; auf ihn entfielen nur 55 Mio. US-$ pro Haushaltszeitraum, was recht niedrig war, doch mittlerweile hat er sich verdreifacht und liegt gegenwärtig bei 164 Mio. US-$.

Für unsere Länderbüros, die gemäß den Finanzvorschriften und -verordnungen plötzlich große Mengen an Finanzmitteln verwalten mussten, haben wir eine starke Unterstützung, fachgerechte Schulungen und ordnungsgemäße Aufsicht aufrechterhalten. Doch was mich vielleicht am meisten mit Stolz erfüllt ist, dass die externen Prüfungen von WHO/Europa im Jahr 2022 in einem Bericht mit keinerlei risikoreichen Empfehlungen mündeten, der Ihnen allen zur Einsicht bereitsteht.

Ohne meine rechte Hand im Bereich Geschäftsabläufe, David Allen, hätte ich das alles niemals schaffen können. Er war ein Fels an meiner Seite während zahlloser schlafloser Nächte. Natürlich realisierten wir, dass diese neuen Rahmenbedingungen bei den Geschäftsabläufen eine große Belastung für unsere Belegschaft darstellten, und daher begannen wir im Jahr 2021 jährliche Umfragen über Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten durchzuführen.

Die Berichte zeigen Anzeichen von Burnout bei rund 30 % der Beschäftigten, während 60 % mit einem unhaltbar hohen Arbeitsaufkommen zu kämpfen haben. Dies habe ich für mich zur obersten Priorität gemacht. Wir verfügen über ein speziell diesem Thema gewidmetes Referat, das direkt an mich und mein Büro Bericht erstattet und dabei von der Koordinatorin für die Prävention sexuellen Missbrauchs und sexueller Belästigung, um – und das ist besonders wichtig – keine Toleranz gegenüber derartigem Verhalten zuzulassen, sowie von der Ombudsperson, dem Betriebsarzt und der Betriebspsychologin unterstützt wird. 

All dies, sehr geehrte Delegierte, liebe Freunde, bedeutet, dass WHO/Europa weltweit das am schnellsten wachsende größere Büro der WHO ist. Es bedeutete auch, dass unser Geschäftsmodell komplett überholt war. Aus diesem Grund berate ich mich auch immer mit dem SCRC, nachdem ich meinen Verwaltungsrat zweimal für jede wichtige Entscheidung zu Rate gezogen habe. Zweimal habe ich Dr. Tedros konsultiert und zweimal habe ich mich mit dem Stellvertretenden Generaldirektor für Geschäftsabläufe, Raul Thomas, beraten. Vielen Dank dafür Raul. Daraufhin beschloss ich im Juli, eine neue Zentralstelle für befähigende Funktionen in Istanbul zu eröffnen, das uns nun ermöglicht, allein im Bereich Geschäftsabläufe die Einstellung von 32 Mitarbeitern im Schnellverfahren umzusetzen und trotzdem 1 Mio. US-$ zu sparen. 

An dieser Stelle gilt mein Dank meinem guten Freund und Bruder, dem Gesundheitsminister der Türkei, Dr. Fahrettin Koca, dafür, dass die WHO bei ihm immer eine Vorrangstellung einnimmt, sowie seiner Exzellenz Präsident Recep Erdoğan, der sich mit mir traf und der nun persönlich den Bau einer dynamischen UN City in Istanbul beaufsichtigt. 

Zu guter Letzt müssen wir wissenschaftsorientiert arbeiten. Rufen Sie sich meine Verpflichtung in Erinnerung, die ich Ihnen gegenüber im letzten Jahr in Tel Aviv ausgesprochen habe: eine externe Prüfung in Auftrag zu geben, die sich damit befassen soll, wie WHO/Europa Erkenntnisse für die Politikgestaltung gewinnt und verbreitet, und den Mitgliedstaaten glaubwürdige wissenschaftliche Empfehlungen zu geben.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen, Prof. Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, und seiner Kollegin Una, meinen herzlichen Dank aussprechen, die Hand in Hand mit Dr. Jeremy Farrar, dem Leitenden Wissenschaftler der WHO, arbeiteten, um dies in die Tat umzusetzen. In Ihren Hintergrunddokumenten ist eine Zusammenfassung enthalten. 

Ich möchte Ihnen versichern, dass mir sehr daran gelegen ist, die wissenschaftliche Führungskompetenz von WHO/Europa zu stärken, u. a. seine Mechanismen für die Qualitätssicherung, seine Relevanz und seine weite und zeitnahe Verbreitung von vielleicht weniger Dokumenten, die aber dafür etwas höhere Qualität aufweisen.

Sehr geehrte Delegierte, natürlich weiß ich, dass es noch viel mehr gibt, was wir tun könnten, um die Organisationsführung zu verbessern, und das werden wir auch. Die WHO ist eine von den Mitgliedstaaten getragene Organisation, und das dürfen wir niemals vergessen. Ich, als Ihr Regionaldirektor, versichere Ihnen hiermit, dass wir die Empfehlungen aus der Bestandsaufnahme der Organisationsführung unter Federführung des SCRC gewissenhaft umsetzen werden, und Ihnen im nächsten Jahr auf der Tagung des Regionalkomitees in Kopenhagen Bericht erstatten werden.

Resiliente Gesundheitssysteme

Die zweite Säule einer resilienten Europäischen Region sind resiliente Gesundheitssysteme. Ich erinnere mich daran, dass wir vergangenes Jahr in Tel Aviv erschöpft waren, aber auch voller Hoffnung. Nachdem das Gröbste an der COVID-19-Pandemie vorbei war, dachten wir, dass unsere Gesundheitssysteme aus der Krise gestärkt hervorgehen würden, doch dies war nicht der Fall. Wie kam es dazu? Wir sind mit drei Herausforderungen konfrontiert. 

Erstens stehen wir vor einer enormen Personalkrise im Gesundheits- und Pflegewesen. Im vergangenen Jahr habe ich es eine tickende Zeitbombe genannt. Die Krise hat wahrlich dramatische Ausmaße angenommen. Dies ist Teil eines größeren Bildes, das sich aus der Bevölkerungsalterung, den wachsenden Bedürfnissen und Erwartungen einer weniger gesunden Bevölkerung und dem branchenübergreifenden Fachkräftemangel ergibt. 

Ich erinnere mich daran, dass ich während der Hitzewelle im Juli mit Dr. Chris Fearne, dem Stellvertretenden Premierminister von Malta, darüber sprach, wie wir unsere Gesundheitssysteme für die durch den Klimawandel bedingten extremen Wetterereignisse rüsten können, wo doch sonst im Sommer die Gesundheitssysteme meist eine kleine Verschnaufpause vor dem Herbst bekommen. Denn wiederum gerieten sie erheblich unter Druck, und wieder bekam das Gesundheitspersonal keine Ruhepause. Dr. Fearne und ich forderten damals eine Debatte auf hoher Ebene in der EU, bei der WHO und sogar in der Generalversammlung der Vereinten Nationen, nicht zuletzt mit Blick auf die kleinen Inselstaaten. Wir bedanken uns herzlich bei Malta für diese Initiative.

Die zweite große Herausforderung betrifft die Medikamente, und zwar sowohl die beispiellosen Engpässe bei unentbehrlichen Arzneimitteln als auch die steigenden Kosten innovativer Arzneimittel. Hier besteht eine enge Verknüpfung mit einer der größten gesundheitlichen Bedrohungen für unsere Welt, der Antibiotikaresistenz (AMR). Zwar haben mehrere Antibiotika in letzter Zeit eine behördliche Zulassung erhalten, aber, liebe Freunde, wenn man genauer hinsieht, haben die wenigsten wirklich innovative Merkmale.

Hier möchte ich Schweden für seine großartige Führungsrolle während seiner Präsidentschaft in der EU danken, insbesondere dem Minister für Soziales und öffentliche Gesundheit, Jakob Forssmed, und der Ministerin für Gesundheit, Acko Ankarberg Johansson, die AMR ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt und es uns ermöglicht haben, die Thematik auf die gesamteuropäische Ebene zu heben, und zwar mit einer Konsultation in Stockholm über unseren Fahrplan für AMR, bei dem ich darauf zähle, dass Sie alle ihn am Mittwoch unterstützen werden.

Die dritte Herausforderung besteht darin, dass es, wie ich zunehmend von den Ministerinnen und Ministern zu hören bekomme, immer schwerer wird, bei den Investitionen in Gesundheit und Gesundheitssysteme dasselbe Niveau aufrechtzuerhalten, da wir ja gerade erst aus der COVID-19-Pandemie kommen. 

Was für ein Paradoxon. Gerade haben wir weltweit 7 Millionen Menschenleben unnötigerweise verloren. Was bedeutet das konkret? Es bedeutet, dass wir bei der allgemeinen Gesundheitsversorgung nicht gut abschneiden. Ruinöse Zahlungen aus eigener Tasche zeigen seit 2010 steigende Tendenz, und je nach Land werden zwischen 2 % und 40 % aller Haushalte krankheitsbedingt in die Armut getrieben.

Bei vielen beeinflussbaren Indikatoren für die Gesundheitssysteme sind wir ins Hintertreffen geraten. Es ist ehrlich gesagt beschämend, dass anders als in den übrigen Regionen der WHO bei uns die Müttersterblichkeit zwischen 2016 und 2020 um 17 % gestiegen ist. Wenn es sich die Menschen nicht leisten können, für einen Arztbesuch oder ihre Medikamente zu zahlen, dann ist das nicht nur ein praktisches Problem – nein, es ist ethisches Problem, da die Menschen ihr Vertrauen in die Regierungen und auch ihren Glauben an uns, die Gesundheitsbehörden, verlieren.

Andererseits gibt es aber auch viele ermutigende Beispiele. So kann ich mich erinnern, dass vor Kurzem im schönen Tiflis Sie, Frau Dr. Tamar Gabunia, mit Dr. Zurab Azarashvili darüber sprachen, wie Sie unsere gemeinsame Arbeit im Bereich der Preisgestaltung – mit dem Ergebnis einer Senkung des Preises von Krebsmitteln um 45 % durch Referenzpreise – gesteuert haben, sodass Georgien inzwischen die doppelte Menge beschaffen kann. 

Ähnliches geschah in Belgien, wo Vizepremierminister Frank Vandenbroucke einen Etat von 5,5 Mio € für junge Menschen bis 24 Jahre bereitstellte, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, damit sie zum Arzt oder Facharzt gehen können. So sehen Innovationen aus.

Also lässt sich der Weg zur Stärkung unserer Gesundheitssysteme durch mehr Resilienz in zwei Worte fassen: Vertrauen und Wandel. So lautet auch das zentrale Motto der hochrangigen Tagung, die am 12. und 13. Dezember in Tallinn stattfindet und auf der wir alle darauf warten, dass Sie einen großen Schritt hin zu resilienten Gesundheitssystemen vollziehen. 

Die Frage ist, wie. Dazu gibt es drei Schlüssel:
  • Der erste ist Vertrauen durch Wandel. Die Menschen müssen zu Akteuren des Wandels werden. 
  • Der zweite heißt Digitalisierung. Digitale Lösungen müssen zum Modulator des Wandels werden. 
  • Der dritte Schlüssel, wie wir gestern im globalen Rahmen erörtert haben, besteht darin, die primäre Gesundheitsversorgung zum Anker resilienter Gesundheitssysteme zu machen und mit zwecktauglichen Krankenhäusern und mit Führungskompetenz zu verknüpfen. 
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Sie den Menschen mehr Möglichkeit zur Einflussnahme auf die eigene Gesundheit und Versorgung geben müssen, sei es durch selbständige Vereinbarung von Terminen, durch Zugang zur eigenen Patientenakte oder dadurch, dass die Regierungen anerkennen, dass das Gesundheits- und Pflegepersonal das Herz von Gesundheitssystemen sind.

Hier möchte ich meinem guten Freund Prof. Alexandru Rafila, dem Gesundheitsminister Rumäniens, dafür danken, dass er in Bukarest die vielleicht wichtigste Tagung in diesem Jahr organisiert und durchgeführt hat, nämlich über die Zukunft des Gesundheits- und Pflegepersonals – mulțumesc. Vielen Dank. 

Im Mittelpunkt der sehr weitreichenden Erklärung von Bukarest stehen drei Themen, die immer wieder erwähnt wurden: Personalbindung (insbesondere in ländlichen Gebieten), Arbeitsbedingungen und psychische Gesundheit und seelisches Wohlbefinden. Vielen Dank, Prof. Rafila, auch dafür, dass Sie hierher gekommen sind und am Mittwoch für die Resolution zum Thema Gesundheitspersonal werben werden. 

Auch auf dieser großartigen Tagung haben wir erstaunliche Innovationen erlebt. So erinnere ich mich daran, dass meine gute Freundin, die serbische Gesundheitsministerin Prof. Danica Grujicic, erklärte, dass sie Familienmedizin zu einer obligatorischen Facharztdisziplin gemacht hat. Ich erinnere mich auch daran, dass eine andere gute Freundin, die moldauische Gesundheitsministerin Dr. Ala Nemerenco, sich so für finanzielle Zulagen für junge Fachärzte in ländlichen Gebieten stark gemacht hat, dass dort die Personalgewinnung und -bindung verbessert werden konnte.

Mit Blick auf digitale Lösungen gilt: Jede digitale Lösung, die wir einführen, auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz, muss sicher und ethisch vertretbar sein. Das ist sehr wichtig, und das sage ich als ehemaliger praktizierender Hausarzt. Die Gesundheitsberufe müssen von Anfang an in die Entwicklung solcher Lösungen einbezogen werden, denn nur allzu oft kommt es vor, dass digitale Lösungen ihre Arbeitsbelastung erhöhen, anstatt sie zu reduzieren. Auch dürfen wir die älteren Menschen und die Bevölkerung ländlicher Gebiete nicht zurücklassen.

Die oberste Pflicht für die WHO im Bereich der digitalen Gesundheit ist die Aufrechterhaltung von Chancengleichheit. Hier möchte ich mich in aller Herzlichkeit bei Ihnen, Dr. Manuel Pizzaro, dem portugiesischen Gesundheitsminister, bedanken – obrigado –, der im September das zweite Symposium der WHO zur Zukunft der Gesundheitssysteme in der Europäischen Region im digitalen Zeitalter organisiert hat. Die Veranstaltung war von einem lebhaften Erfahrungsaustausch und Innovationsgeist geprägt. 

Ich selbst war während des Ministerpodiums anwesend. Ich kann mich gut daran erinnern, dass die Gesundheitsministerin von Armenien, Dr. Anahit Avanesyan, erklärte, dass in ihrem Land inzwischen die gesamte primäre Gesundheitsversorgung digitalisiert ist. Ein Konzept, von dem ich davor noch nie gehört hatte, war das generationsübergreifende Lernen: digitalkundige Kinder, die ihren Großeltern und den Ärzten in ländlichen Gebieten zeigen, wie es geht, und ihnen Vertrauen in die Technologie geben. Bewunderswert.

Der dritte Schlüssel zu resilienten Gesundheitssystemen ist die primäre Gesundheitsversorgung. Wie wir gestern von 70 Ländern gehört haben, müssen wir den psychischen, körperlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen in zunehmendem Maße durch fachübergreifende Teams begegnen. 

Also erwarten wir von einer resilienten primären Gesundheitsversorgung, dass sie folgende Bereiche abdeckt: Prävention (hier liegt die Verknüpfung mit dem öffentlichen Gesundheitswesen); eine mitfühlende Versorgung, wie sie Robotik nicht ermöglichen kann, etwa in den Bereichen Palliativversorgung und Rehabilitation; eine sexual- und reproduktionsmedizinische Versorgung (wo ich offen gestanden beim Blick auf unsere Region etwas besorgt bin); schnelle und akkurate Diagnosen für eine effektive Behandlung, die die Menschen nicht in die Armut treibt; und schließlich Orientierungshilfe für die Patienten auf komplexen Versorgungspfaden, etwa für einen Krebspatienten, der unter Schock steht, oder eine Person mit einer seltenen Krankheit, die sich nicht zurechtfindet.

Gestern haben wir den 45. Jahrestag der Erklärung von Alma Ata begangen. Rahmet, danke, Dr. Azhar Giniyat, für Ihre Führungsrolle und dafür, dass Sie am gestrigen Tag sogar das Staatsoberhaupt Ihres Landes mobilisiert haben. Präsident Tokayew war anwesend, um die primäre Gesundheitsversorgung als die oberste Priorität herauszustellen. Das ist Führung, wie wir sie brauchen, und ich fühlte mich in hohem Maße beflügelt, denn ich war schon vor fünf Jahren hier in Astana, und ich hatte das Gefühl, dass es uns gelungen ist, eine globale Bewegung zur Förderung der primären Gesundheitsversorgung zu schaffen, die auf starken ethischen Werten und Prinzipien basiert.

Gleichzeitig gilt, was der Herr Präsident gesagt hat, nämlich dass wir nüchtern und pragmatisch effektive und maßgeschneiderte Lösungen umsetzen sollten. Hierzu ein Beispiel aus Nordmazedonien, das viel Energie in die Erweiterung des Pakets der nichtübertragbaren Krankheiten gesteckt hat, für die Allgemeinärzte Rezepte ausstellen dürfen und für die in der primären Gesundheitsversorgung Medikamente ausgegeben werden. Meinen Glückwunsch an Herrn Minister Fatmir Mexhiti. 

Primäre Gesundheitsversorgung – ja, aber da die primäre Gesundheitsversorgung sich im Wandel befindet, müssen auch die Krankenhäuser diesen Wandel vollziehen, und zwischen beiden muss eine enge Verbindung bestehen. Hier möchte ich mich bei meinem guten Freund, dem aserbaidschanischen Gesundheitsminister Dr. Teymur Musayev, bedanken – çox sağ ol –, weil er eine wichtige Tagung für etwa 250 Teilnehmer aus 20 Ländern organisiert hat, deren Thema die Zukunft des Krankenhauswesens war.

Ich erinnere mich: Die Tagung brachte einige bahnbrechende Schlussfolgerungen – über den Beitrag der Krankenhäuser zur lokalen Ökonomie und zur Verbesserung der Versorgung in ländlichen Gebieten und über die Themenkomplexe Umgestaltung und Klimawandel. Vielen Dank, Dr. Teymur Musayev, für Ihre Initiative. Letztendlich wird uns dies nur gelingen, wenn es eine starke Verbindung zwischen Politik und Gesundheitsbehörden gibt.

Deshalb un grand merci an Frankreich für die Zusammenarbeit mit uns über die Bordeaux School of Public Health bei der Vorbereitung auf das bevorstehende zweite Seminar der Europäischen Region der WHO für Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Merci beaucoup. Wir haben auch den Kurs mit dem Nationalen Institut für Gesundheit in Rom begonnen – grazie mille. Es war der erste Kurs, der Fachkräften im Bereich der öffentlichen Gesundheit die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln soll, die sie zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen benötigen.

Zu diesen Fähigkeiten gehört auch die globale Gesundheitsdiplomatie. Vor Kurzem hat das Vertretungsbüro der WHO in Brüssel den ersten hochrangigen Führungsdialog der WHO zum Thema globale Gesundheitsdiplomatie organisiert. Was bedeutet das? Wir müssen Wissenschaftler sein, aber gleichzeitig auch bestens die äußerst anfällige Choreografie politischer Verhandlungen beherrschen, bei denen man wissen muss, wann welche Tür zu öffnen ist, um die Gesundheit in den Mittelpunkt des politischen Dialogs zu stellen.

Schließlich ist aufgrund der großen Vielfalt der Länder in unserer Region auch die subregionale Schiene weiterhin sehr wichtig. Hier möchte ich Ihnen, mon cher ami, Dr. Jean-Claude Schmit, Oberster Gesundheitsbeamter von Luxemburg, und der Gesundheitsministerin Paulette Lenert, für die Ausrichtung der äußerst erfolgreichen neunten hochrangigen Tagung der Initiative kleiner Länder im schönen Luxemburg danken, an der erstmals Minister aus Barbados, Bhutan, Nordmazedonien, der Republik Moldau und den Seychellen teilnahmen. Merci beaucoup, Jean-Claude. 

Resiliente Menschen

Die dritte und vielleicht wichtigste Säule einer resilienten Europäischen Region sind resiliente Menschen. Wie erreichen wir das? Erstens durch Frieden. Zweitens durch Chancengleichheit. Drittens durch soziale Partizipation. 

Zunächst zum Thema Frieden. Frieden, liebe Freunde, ist eine absolute Voraussetzung für psychische und körperliche Widerstandsfähigkeit. Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen sind etwa 1,5 Mio. Kinder in der Ukraine stark von Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischer Belastungsstörung und anderen psychischen Störungen mit potenziell lebenslangen Folgen bedroht.

In Medienberichten war davon die Rede, dass geschätzt mehr als 20 000 Amputierte eine Prothese benötigen – eine ungeheure Größenordnung, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen haben. Berichte von Partnerorganisationen deuten darauf hin, dass Tag für Tag – gestern, heute, morgen – eine neue Rückenmarksverletzung hinzukommt. Nach aktuellem Stand hat die WHO insgesamt 1300 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine, acht in Israel und 62 in Gaza bestätigt.

Wie, meine Freunde, kann das geschehen? Ich dachte, wir alle streben Gesundheit für alle an. Ich selbst wuchs in einer Familie von Ärzten und Krankenschwestern in dem Glauben auf, dass der weiße Kittel einen unantastbar macht. Wie können wir unsere Ärzte und Pflegekräfte töten? Wie können wir Krankenhäuser bombardieren? Ohne Gesundheitspersonal gibt es keine Gesundheit. Das Gesundheitspersonal ist das Gold unseres Gesundheitssystems und unserer Gesellschaft.

Es gibt keine Gesundheit ohne Frieden. Es gibt keinen Frieden ohne Gesundheit. Die wichtigste Medizin, die wir heute brauchen, ist Frieden. 

Nun zum Thema Chancengleichheit. Wie verhält es sich nun mit dieser Permakrise? Liebe Freunde, tatsächlich ist es so, dass all diese Krisen einander gegenseitig verschärfen. Sie wirken aufeinander ein, und sie verwischen die künstlichen Unterscheidungen, wie wir sie oft zwischen übertragbaren und nichtübertragbaren Krankheiten, Umwelt und Gesundheit oder der Gesundheitskrise eines Landes und der anderer Länder treffen.

Die Erfahrungen aus den letzten vier Jahren machen es auf tragische Weise leicht, die ersten Todesopfer der nächsten Krise auszumachen: 
  • die Menschen in der Gesellschaft, die über die wenigste Macht und die geringsten Ressourcen verfügen; 
  • die Menschen mit den geringsten gesundheitlichen Reserven – die Jüngsten, die Ältesten und in manchen Gesellschaften die Frauen; und 
  • die Menschen mit chronischen Vorerkrankungen.
So litten in Italien zwei Drittel der im Krankenhaus verstorbenen Patienten mit COVID-19 auch an Bluthochdruck und ein Drittel an Diabetes vom Typ 2. In Spanien litten unter den COVID-19-Patienten mit dem schwersten  Krankheitsbild mehr als 40 % auch an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Nur wenn alle Menschen in allen Ecken unserer schönen Region einen chancengleichen Zugang zu demselben Maß an Wissen und Ressourcen haben, können wir eine resiliente Gesellschaft schaffen, die aus einer Krise gestärkt hervorgeht. 

Deshalb sollte es unser Ziel sein, zusammen mit allen anderen Ressorts dafür zu sorgen, dass jeder einzelne Bürger oder Migrant unabhängig von seinem sozioökonomischen Status, seiner sexuellen Orientierung und seiner ethnischen Zugehörigkeit über denselben Zugang zu einer sicheren Wohnung, nährstoffreicher Nahrung, Bildung, einer bezahlbaren Gesundheitsversorgung und generell einem sozialen Sicherheitsnetz verfügt, insbesondere während Notlagen. Hier geht die soziale Partizipation Hand in Hand mit der Ökonomie des Wohlergehens. 

Nun zum Thema soziale Partizipation. Es muss unser Ziel sein, Programme und Konzepte zu entwickeln, die die Beteiligung der Menschen sowie eine Kultur aufgeklärten und aktiven Bürgersinns fördern, indem Bürger und Gemeinschaften in unserer Region befähigt werden, sei es durch Gesundheitsförderung, Gesundheitserziehung und Gesundheitskompetenz oder verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse. Nur dann können wir eine resiliente Gesellschaft schaffen. 

Ich erinnere mich noch an meinen Traum, als ich vor vier Jahren während meines Wahlkampfs in alle Länder reiste. Ich sprach damals von einer Region mit einer Gesundheitskultur, in der jeder Mensch zu gesundheitsförderlichen Entscheidungen in Bezug auf seinen Lebensstil befähigt wird. 

Gestatten Sie mir, Ihnen ein konkretes Beispiel zu geben. Wir alle wissen um die vielen gesundheitlichen Vorteile einer regelmäßigen körperlichen Betätigung. Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die kognitive Entwicklung, die motorischen Fähigkeiten, das Selbstwertgefühl und die soziale Integration von Kindern und Erwachsenen aus und wirkt auch präventiv gegen Brust- und Kolonkrebs sowie gegen Diabetes.

Deshalb war es so wichtig, dass ich im Februar zusammen mit dem Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unseren gemeinsamen Flaggschiff-Bericht mit dem Titel „Step Up! Bekämpfung von Bewegungsmangel in der Europäischen Region“ präsentiert habe.  

Es ist schon erstaunlich, dass nach unserer Feststellung die Hälfte der Erwachsenen in unserer Region sich nie in irgendeiner Form körperlich betätigt. Wenn alle Erwachsenen – und diese Studie bezog sich nur auf die 27 EU-Staaten – den Empfehlungen der WHO folgen würden, also täglich 18 Minuten moderater körperlicher Betätigung wie Zufußgehen oder, wie in Dänemark, Radfahren, könnten wir damit jährlich 10 000 vorzeitige Todesfälle verhindern und 8 Mrd. € oder 0,6 % der Gesundheitsausgaben vermeiden.

Dazu brauchen wir Führung. Hier möchte ich Dr. Azhar Giniyat dafür danken, dass sie beim Thema Bewegung stets den Weg weist, und meinem Bruder Dr. Tedros dafür, dass er zusammen mit Studenten ebenfalls an der Walk the Talk Health for All Challenge teilgenommen und sie dazu ermutigt hat, sich ausreichend zu bewegen. 

Wir brauchen Führung, doch gleichzeitig brauchen wir auch einen Bottom-up-Ansatz. Wir müssen die Jugend als gleichberechtigte Partner bei Entscheidungsprozessen im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden begreifen. Deshalb war ich so stolz, als wir am 25. September in unserem Fernsehstudio in Kopenhagen das Youth for Health Network offiziell einweihen konnten. Eine Zusammenarbeit mit ihnen – ein großartiger Gedanke. Auch haben wir in der Geschichte weltweit noch nie eine so große Generation von jungen Menschen gehabt wie heute.

Ich möchte Ihnen ein konkretes Beispiel aus Slowenien geben, das der nichtstaatlichen Jugendorganisation No Excuse Slovenia. Diese Jugendlichen gingen mit einem auf Gleichaltrige zugeschnittenen Ansatz in die Schulen, unterhielten sich mit Schülern und machten sie zu aktiven Fürsprechern für strengere Tabakgesetze; dafür erhielten sie die Auszeichnung der WHO zum Weltnichtrauchertag 2019. Einen Glückwunsch nach Slowenien! 

Liebe Freunde, lassen Sie mich abschließend zusammenfassen. Viele von Ihnen haben uns gebeten, auf eine resiliente Europäische Region hinzuarbeiten. Dazu müssen wir gemeinsam an drei Säulen arbeiten: 
  1. Wir müssen gemeinsam auf eine resiliente Organisationsführung hinarbeiten, die partizipatorisch und an globalen Prozessen ausgerichtet ist und letztendlich zu einer resilienten WHO führt. 
  2. Wir müssen auch gemeinsam resiliente Gesundheitssysteme anstreben, und zwar mit zwei Wörtern im Hinterkopf – Vertrauen und Wandel – und mit den Menschen als Akteuren, mit digitalen Lösungen als Modulatoren und mit der primären Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt, verknüpft mit zwecktauglichen Krankenhäusern und starker Führung durch Gesundheitsbehörden und Politik.
  3. Schließlich müssen wir auch gemeinsam darauf hinarbeiten, die Menschen resilienter zu machen. Was wir hier zuallererst brauchen, ist Frieden, Frieden und Frieden – um die Bürger und das Gesundheitspersonal in Kriegen zu schützen und dafür zu sorgen, dass jeder Mensch in einem weißen Kittel unantastbar ist. Wir können es schaffen. So war es in der Geschichte unserer Region. 
Deshalb möchte ich nun mit einem schönen kasachischen Sprichwort schließen, das von dem berühmten Dichter Abai stammt: Абыройлы адам адамзат үшін жұмыс істейді. Oder auf Russisch: Достойный трудится для человечества. Ein Mensch mit Würde strebt nach Humanität. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Rahmet!